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Allgemeine Hinweise für Beratung und Diagnostik

Im Rahmen der Beratung und des Verfahrens zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung oder Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung) wird empfohlen, auf die Beratung gemäß § 13 SOFS und § 4 SOGS zugunsten einer differenzierten Diagnostik in kleinsten und individuellen Schritten zu verzichten und die vorliegenden Befunde sowie die Einschätzung der Eltern, der Kindertageseinrichtung und Stammschule in die Anamnese einzubeziehen. 

Folgende Hinweise beziehen sowohl Aspekte mit ein, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Kind bzw. Jugendlichen stehen, aber auch Hinweise zur Gestaltung des Umfeldes geben können (vgl. hierzu im Kontext der aktuellen KMK-Empfehlungen (2021) für den Sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung Dworschak 2022, S. 151ff.):

Schwerpunktsetzung

Die Planung und Durchführung der sonderpädagogischen Diagnostik erfolgt auf der Grundlage individualdiagnostischer Fragestellungen und Hypothesen. Durch dieses Vorgehen ist sichergestellt, dass anamnestische und diagnostische Informationen immer schülerbezogen und mit individueller Schwerpunktsetzung erhoben werden.

Sonderpädagogische Beratung und auch Diagnostik versteht sich immer intentional (es geht um Fragen der optimalen Förderung und Begleitung des Kindes), wodurch zugleich eine Auftragsklärung über den Prozess hinweg gewährleistet ist. Diese Zielstellung wird zudem mit allen beteiligten Personen kommuniziert. So ist es nicht zuvorderst von Bedeutung, eine Fülle an Informationen und Daten zu sammeln und ohne Struktur (ziellos) Wissen über die Person zu generieren, sondern entlang der Zielformulierung Fragen zu stellen und Beobachtungen zum vereinbarten Schwerpunkt durchzuführen (vgl. Schäfer 2019). 

Ressourcenorientierung

Im Rahmen der sonderpädagogischen Beratung und Diagnostik bei Schülerinnen und Schülern mit einer Schwerstmehrfachbehinderung ist sowohl auf Ressourcen als auch stützende und hemmende Faktoren Bezug zu nehmen. Faktoren umfassen:

  • personenbezogene Faktoren: Hier spielen die eigenen Potenziale der Schülerin bzw. des Schülers eine wesentliche Rolle. Die „Frage nach stützenden und hemmenden Faktoren muss sich gleichermaßen auf physische wie auf psychische Bedingungen“ beziehen, einschließlich deren Bedeutsamkeit für die Gestaltung der unmittelbaren Lebenssituation (ISB 2010, S. 149)
  • umweltbezogene Faktoren: Unter den Umweltfaktoren werden soziale und personale sowie institutionelle, gesellschaftliche und materielle Aspekte verstanden, die sich je nach Ausgestaltung förderlich oder hemmend (behindernd) auf die unmittelbare Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen mit schwerer und mehrfacher Behinderung auswirken (vgl. Klauß 2017, S. 28ff.)

Interaktion mit Familie und Umfeld

Die Zusammenarbeit mit der Familie und dem unmittelbaren häuslichen Umfeld ist ein zentraler Aspekt. Wissen über das aktuelle Befinden sowie über biographische Stationen (bspw. Krankenhausaufenthalte) der Schülerin bzw. des Schülers kann durch die Eltern bzw. unmittelbare Bezugspersonen zur Verfügung gestellt werden. Sie sind bezüglich des kommunikativen Ausdrucks als auch der pflegerischen Bedarfe sowie Stärken des Kindes als Experten anzusehen. Somit gestaltet sich der Prozess der Beratung, Diagnostik, aber auch Förderung bei diesen Kindern und Jugendlichen zugleich immer als ein sehr intensiver Dialog mit der Familie und dem nahen Umfeld (vgl. Schäfer 2016). 

Hinweis 
Im Rahmen der Beratung und Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit einer Schwerstmehrfachbehinderung bewegen sich Diagnostiklehrkräfte in einer sehr sensiblen und intimen Situation, die häufig auch den persönlichen Raum (die Intimsphäre) der Familie berührt. Hier gilt es unbedingt zu beachten, dass nur die für die Diagnostik bedeutsamen Bereiche angesprochen werden. Darüber hinaus gehende Bereiche sollten, sofern notwendig, mit Bedacht und Feingefühl für diese Situationen kommuniziert werden.

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