Hauptinhalt

Hinweise für die Förderung

Grundsätzlich gelten für den Prozess der Förderplanung für Schülerinnen und Schüler mit einer Schwerstmehrfachbehinderung die übergeordneten Grundlagen der kooperativen Förderplanung (vgl. Bundschuh 2021; Popp & Methner 2021), die zudem für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung von Bundschuh & Schäfer (2019) beschrieben werden (vgl. außerdem Wolf & Bienstein 2019; Schäfer 2024). Im Zentrum der Überlegungen stehen

  • die Erfassung der Ausgangslage (Beobachtung & Erkenntnis),
  • die kooperative Erfassung der Ziele (Ziele & Anliegen) und 
  • die Formulierung der Umsetzungsoptionen im unterrichtlichen Kontext (Pädagogische & therapeutische Hinweise) (vgl. Schäfer, Zentel & Manser 2023a; 2023b). 

Schäfer, Zentel & Manser (2022) schlussfolgern, dass die Förderplanung für Schülerinnen und Schüler mit einer Schwerstmehrfachbehinderung immer als eine Form der Lebensbegleitung (vgl. Schäfer, Zentel & Manser 2022, S. 76) im Sinne von hinführend, begleitend, unterstützend und interagierend verstanden werden muss.

Den Anspruch der differenzierten Diagnostik in kleinsten und individuellen Schritten, das Erkennen von sehr spezifischen Bedarfen (bspw. Kommunikation) und Entwicklungsbereichen und -problematiken (bspw. selbstverletzendes Verhalten), gilt es nun auch zu übertragen auf den Prozess der Förderplanung: 

  • Die Ziele und Anliegen sind im gemeinsamen Dialog mit den Eltern zu finden.
  • Diese Ziele beziehen sich aus einer individualpädagogischen Perspektive auf die ganz persönliche Entwicklung der Schülerin bzw. des Schülers.
  • Diese Ziele sind in kleinsten Schritten auf dem Weg zur Zone der nächsten Entwicklung zu operationalisieren.
  • Wichtiges Wissen anderer Fachdisziplinen ist in die Förderplanung einzubeziehen (medizinische Gutachten, Berichte der Reha-Klinik nach stationärer Maßnahme oder Schilderungen zusätzlicher begleitender therapeutischer oder medizinischer Dienste).
  • In wiederkehrendem Dialog sind die Schritte mit allen an der Förderplanung beteiligten Personen auf Machbarkeit und Stimmigkeit zu prüfen.

Es geht um das Schaffen und die Anerkennung von Bildungsmöglichkeiten sowie um Unterstützung und Begleitung im Erschließen und Verändern von Um- und Mitwelt. 

Als einen ganzheitlichen Ansatz im Rahmen der Planung von Bildungs- und Förderprozessen für und mit schwerstmehrfachbehinderten Schülerinnen und Schülern nutzen Schäfer, Zentel & Manser (2022) den (in Anlehnung an den sogenannten Capability Approach nach Nussbaum (2018) entwickelten) Fähigkeiten-Ansatz, um der Fülle der Beobachtungen und dahingehend bereits immanenten Zielstellungen eine Figur verleihen zu können. Diese Figur folgt dabei folgender Struktur:  

1.	Pflege: erwerben & nutzen 2. Kommunikation: sich austauschen & dazugehören 3. Essen und Trinken: sich selbst sein & werden 4. Aufmerksamkeit: dranbleiben & bewältigen 5.  Kommunikation: mitbestimmen & mitgestalten 6. Emotionalität: sich und andere aner
Fähigkeitsbereiche und spezifische Beobachtungsmerkmale (Schäfer, Zentel & Manser 2022, S. 32).  

In Anlehnung an sogenannte Entwicklungsanalogien (vgl. Fröhlich 2015; Fröhlich et al. 2021) können die Fähigkeitsbereiche 1, 2 und 3 etwa einem analogen Entwicklungsalter von bis zu sechs Monaten und die Fähigkeitsbereiche 4, 5 und 6 einem analogen Entwicklungsalter von bis zu zwölf Monaten zugeordnet werden. Auf die möglichen Problematiken dieser Analogien und die damit verbundene pädagogische Verantwortung sei an dieser Stelle verwiesen (vgl. u.a. Lamers 2017; Lamers & Heinen 2006).

Wie ein solcher Prozess konkret aussehen kann, beschreiben Schäfer, Zentel & Manser (2022) ausführlich mit 

  • sehr konkreten Hinweisen zu möglichen Zielen innerhalb der Fähigkeits- und Entwicklungsbereiche und unterrichtlichen Angeboten einschließlich spezifischer Hinweise zur Kommunikation, zur Pflege, zum Essen und Trinken, zur Aufmerksamkeit und zur Emotionalität (Schäfer, Zentel & Manser 2022, S. 77 ff.) sowie
  • fünf ausführlichen Beispielen zur Planung von Bildungs- und Förderprozessen, dargestellt an je konkreten Beschreibungen von Schülerinnen und Schülern und den Ergebnissen des Beobachtungsverfahrens im Notationszirkel einschließlich deren Interpretation (Schäfer, Zentel & Manser 2022, S. 97 ff.).
zur Veranschaulichung: Bild von einem Notationszirkel
Die übertragenen Ergebnisse im Notationszirkel (Schäfer, Zentel & Manser 2022, S. 135) 
zurück zum Seitenanfang