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Gestaltung von Förderprozessen im Förderschwerpunkt Lernen

Hinweise zur Förderung

Im Kontext von Förderdiagnostik besitzen die aus den diagnostischen Erkenntnissen abgeleiteten Fördermaßnahmen eine zentrale Bedeutung. Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit festgestelltem sonderpädagogischen Förderbedarf im Förderschwerpunkt Lernen fokussiert das schulische Lernen sowie die Förderung der unterschiedlichen Bereiche (bspw. Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis, Lern- und Arbeitsverhalten). 

Die Fördermaßnahmen sind fortlaufend in Förderplänen zu dokumentieren und regelmäßig zu evaluieren. Im Prozess der schulischen Förderplanung sind die Schülerin oder der Schüler, die Eltern und ggf. innerschulische und außerschulische Unterstützungssysteme miteinzubeziehen. Für die Einbeziehung der letztgenannten Gruppe steht eine Schweigepflichtentbindung für die prozessbegleitende Förderung zur Verfügung.

In den bereitgestellten Übersichten werden ausgewählte Fördermaterialien und -programme nach Gegenstandsbereichen geordnet vorgestellt. Aufgrund der mittlerweile großen und teils unübersichtlichen Anzahl an verfügbaren Materialien werden hier nur diejenigen mit einer theoretischen Fundierung gemäß einem aktuell anerkannten Entwicklungsmodell, Förderansatz oder pädagogischem Zugang empfohlen. 

Im Bereich der softwarebasierten Programme und Apps werden diejenigen aufgelistet, bei denen entweder die theoretische Fundierung oder eine pädagogische Prüfung gemäß des „Deutschen Jugendinstituts“ (DJI) bzw. der Verlage vorliegt.

Die bereitgestellte Zusammenstellung versteht sich als eine dynamische Übersicht aktueller Förderprogramme und Apps, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Theoretische Einordnung und fachwissenschaftlicher Hintergrund 

Der Erfolg von Förderprozessen hängt im Wesentlichen von der Passung des ausgewählten Materials zum aktuellen Lernstand des Kindes ab (vgl. Matthes 2009, S. 92). Hier ist die fachliche Expertise der Lehrkräfte in Bezug auf Entwicklungsprozesse unabdingbar. Die folgenden Beispiele sollen diesen Zusammenhang verdeutlichen.

Förderung im Bereich der phonologischen Bewusstheit

SchüIerin A. fällt im Deutschunterricht durch große Schwierigkeiten im Erwerb der Graphem-Phonem-Korrespondenz auf. Im diagnostischen Prozess wird deutlich, dass sie bereits sicher auf der Ebene der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne ist (Reime bilden und hören, Silbensegmentierung), jedoch noch große Unsicherheit auf der Ebene der phonologischen Bewusstheit im engeren Sinne (Lautebene: An-, In-, Endlautbestimmung, Lautanalyse und -synthese etc.) besteht.
Für die Auswahl geeigneter Fördermaßnahmen ist es nun zwingend notwendig, dass die Lehrkraft über fundiertes Wissen zum Konzept der phonologischen Bewusstheit, deren Entwicklung sowie ihren Zusammenhang zum Schriftspracherwerb verfügt. 
Nur so kann etwa die Entscheidung für beispielsweise den Förderbereich 4 des „Münsteraner Trainingsprogramms“ (Mannhaupt 2006) begründet getroffen werden.

Förderung im Bereich der mathematischen Entwicklung
Schüler P. verfügt über sichere Zählkenntnisse im Zahlenraum bis 100. Das kardinale Zahlverständnis, der Vergleich von Zahlen und die Einordnung in ein Stellenwertsystem bereiten ihm noch Schwierigkeiten. Im Zahlenraum bis 10 kann er mit Anschauungs- und Strukturierungsmaterial Grundaufgaben zählend lösen.
Basierend auf dem Fachwissen der Lehrkraft über die Entwicklung mathematischer Kompetenzen und den Repräsentationswechsel (enaktiv, ikonisch, symbolisch nach Bruner et al. 1971) erfolgt die Festlegung eines Förderziels innerhalb des Förderplans und die Auswahl geeigneter Fördermaßnahmen. Die Einordnung des Lernstands des Kindes in ein aktuelles Entwicklungsmodell (Fritz, Ricken & Gerlach 2007, S. 11f. oder Krajewski 2013, S. 25f.) kann hier handlungsleitend sein, da diese Modelle auch als theoretische Fundierung von Förderprogrammen im Bereich Mathematik dienen. 

Vor der Auswahl oder dem Einsatz eines Fördermaterials ist die fachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem dahinterstehenden Konstrukt von elementarer Bedeutung.

Gegenstand und Inhalte

Neben fundierten Kenntnissen der fachwissenschaftlichen Hintergründe der Materialien ist es ebenso von Bedeutung, die konkreten Inhalte und deren Vermittlungsstruktur möglichst passend zum Lernstand der Schülerin bzw. des Schülers auszuwählen. In der Übersicht Ausgewählte Förder- und Trainingsprogramme sowie Fördermaterialien (analog) [Dokument noch in Erarbeitung] werden hierzu grundlegende Angaben gemacht.

Zielgruppe

Die Angaben zur Zielgruppe (Klassenstufe/Alter) sind immer nur als grobe Orientierung zu betrachten. Wichtiger ist der Abgleich mit dem tatsächlichen Lernstand und den vorausgesetzten Kompetenzen.

Didaktische und organisatorische Überlegungen

Für die Förderplanung ist es von großer Bedeutung, auch didaktische und organisatorische Vorüberlegungen zum Einsatz geeigneter Fördermaterialien mitzudenken, bspw.:

  • Einzel- oder Gruppenförderung
  • zeitliche Struktur
  • Fördersetting (im Unterricht, in Förderstunden, im Rahmen des GTA, zuhause)
  • technische Anforderungen
  • spezielle Elemente (Belohnungssystem, Zusatzmaterial etc.) 

Zudem existieren eine Vielzahl digitaler Förderprogramme und Apps [Dokument noch in Erarbeitung], welche sich schnell weiterentwickeln. Viele Apps sind Ergänzungen zu Lehrwerken und sollten auch nur in Verbindung mit der Nutzung des Lehrwerks in Unterricht oder Förderung zum Einsatz kommen. Hier ist seitens der Lehrkräfte eine Auseinandersetzung mit dem fachlichen Hintergrund, dem Aufbau des Lehrwerks und ggf. der „analog“ verwendeten Materialien erforderlich. 

Die regelmäßige Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs setzt sich spätestens aller zwei Jahre im Rahmen der Klassenkonferenz mit der Frage auseinander, ob nach wie vor ein sonderpädagogischer Förderbedarf im Förderschwerpunkt Lernen besteht. Grundlage dieser Entscheidung und deren Dokumentation ist der Entwicklungsbericht (Formblatt F2). Für die Beschlüsse der Klassenkonferenz ist der MSD oder eine Lehrkraft der betreuenden Förderschule hinzuzuziehen.

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