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Gestaltung von Förderprozessen im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung

Die Förderung der körperlich-motorischen Entwicklung findet gezielt im Förderunterricht, aber auch im Unterricht und Schulalltag statt. Sie umfasst sowohl Maßnahmen zur Förderung der Kompetenzen in den verschiedenen Entwicklungsbereichen, primär in der körperlich-motorischen Entwicklung, als auch die Förderung von Kompensationsstrategien

Um den individuellen Förderbedarf eines Kindes oder Jugendlichen herauszuarbeiten, können folgende grundlegende Fragestellung handlungsleitend sein:

Was braucht das Kind oder der Jugendliche? 

  • echte Bedürfnisse des Kindes oder des Jugendlichen im Gespräch ergründen
  • Schwerpunkte in Anlehnung an die Bedürfnisse des Kindes oder des Jugendlichen setzen 

Wie kann das Kind oder der Jugendliche in seiner körperlichen und motorischen Entwicklung gefördert werden?
Wie können die Kompensationsstrategien des Kindes oder des Jugendlichen gefördert werden?
Wie kann das Kind oder der Jugendliche bei der Akzeptanz und beim Umgang mit seiner Beeinträchtigung unterstützt werden?
Wie können Barrieren beseitigt werden?
Wie kann Teilhabe ermöglicht werden?
 
Dabei sollte sowohl die Festlegung der Förderziele und Maßnahmen als auch die Förderung immer im Dialog mit dem Kind oder dem Jugendlichen erfolgen.

Neben der gezielten Förderung im Förderunterricht kann die Entwicklung der körperlichen und motorischen Fähigkeiten nur gelingen, wenn eine unterrichtsimmanente Förderung durchgeführt wird.

Voraussetzungen dafür sind:

  • Professionalisierung aller Lehrkräfte für das Thema körperlich-motorische Entwicklung
  • Sensibilisierung aller Lehrkräfte für das Thema Behinderung und Beeinträchtigung

Um diese Voraussetzungen zu gewährleisten, ist ein fächerübergreifender Austausch aller Lehrkräfte, die an der Förderung und Unterrichtung des Kindes oder des Jugendlichen beteiligt sind. So kann eruiert werden,

  • wie Bewegung im Unterricht eingebunden werden kann,
  • wie sich der Förderbedarf des Kindes oder des Jugendlichen konkret gestaltet, um Verallgemeinerungen zu vermeiden,
  • ob die durchgeführten Fördermaßnahmen zielgerichtet und erfolgreich sowie
  • ob altersentsprechende Anpassungen notwendig sind.

Die Fördermaßnahmen für die einzelne Schülerin bzw. den einzelnen Schüler sind fortlaufend in Förderplänen zu dokumentieren und regelmäßig zu evaluieren. Bei spezifischen Fragen im Einzelfall sollte immer die beratende Expertise der Schulen mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung in Anspruch genommen werden. Neben den Beratungslehrkräften und weiteren Fachkräften an der Schule können die Lehrkräfte für Sport wertvolle Anregungen zur Einbindung von Bewegung in Unterricht und Schulalltag geben.
 
Werden Unterrichtsaufgaben zur Förderung der Motorik und Wahrnehmung genutzt, treten andere schulische Lerninhalte zurück (bspw. sauberes Ausschneiden vor richtiger Zuordnung). Mögliche Maßnahmen zur Förderung der körperlich-motorischen Entwicklung zeigt die folgende Tabelle auf.

Förderbereich Fördermaßnahme
Feinmotorik
  • Ausschneiden
  • Ausmalen
  • Zahlen und Buchstaben in Sand schreiben
  • Zahlen und Buchstaben kneten
  • Arbeit mit Material im Mathematikunterricht
  • Handführung
Graphomotorik
  • Schreiblehrgang
  • Zahlen und Buchstaben nachspuren
  • Typographie im Kunstunterricht
Grobmotorik
  • Bewegung und Handlungsorientierung
  • Bewegungslieder
  • Laufdiktate
  • Zahlen und Buchstaben im Sportunterricht bspw. laufen, hüpfen, mit dem Rollbrett fahren
  • Parkuhr
  • Klettern
  • Tanzen 
  • Überkreuzübungen
Wahrnehmung
  • Puzzle
  • Gedichte rappen
Körperschema
  • Spiele, bspw. „Mein rechter, rechter Platz ist leer“
Selbstständigkeit
  • Ermutigen, Handlungen selbstständig durchzuführen
  • Handlungen als Förderung/Übung selbst durchführen, bspw.
    • An- und Auskleiden
    • Umkleiden für Sportunterricht
    • Treppensteigen
    • am Handlauf gehen
    • Wege im Klassenzimmer/Schulhaus finden
Empowerment
  • Behinderung als Thema im Unterricht
  • Projekte von Menschen mit Behinderung
  • Literatur von Menschen mit Behinderung
  • Umgang mit Medien zum Thema Behinderung
  • Arbeitsgemeinschaften
  • Ermutigung zum Besuch von Selbsthilfegruppen
  • Unterrichtsthemen, wie
    • Stärken und Schwächen
    • Ich als Teil der Gruppe
    • eigene Grenzen
  • Patenschaften
  • Gruppenarbeit
  • Umgang mit Hilfsmitteln in Unterricht und Schulalltag einplanen/einbinden 

Die folgende Übersicht listet konkrete Fördermaterialien und -programme auf, die aus Sicht der Praxis als zielführend angesehen werden.

Maßnahmen, die im Rahmen eines Nachteilsausgleichs umgesetzt werden können, können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Dabei ist die Umsetzung der Maßnahmen immer eine Einzelfallentscheidung, die nach Abwägung individueller Voraussetzungen der Schülerin bzw. des Schülers sowie der Rahmenbedingungen getroffen werden muss.

wird zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt

Fachärztlichen Berichten kommt eine besondere Stellung zu, wenn es um eine angemessene Empfehlung zum Sportunterricht geht, da sie häufig langjährige Erfahrungen zum Krankheitsbild des Kindes oder Jugendlichen haben. Sollten vom SPZ oder von anderen Fachärztinnen und Fachärzten Empfehlungen zum Sportunterricht formuliert werden, legt die Sportlehrerin oder der Sportlehrer diese Empfehlungen dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst vor. Auf dieser Grundlage erstellt der Kinder- und Jugendärztliche Dienst eine Kinder- und Jugendärztliche Bescheinigung über die Teilnahme am Sportunterricht, die der Schulleitung als Entscheidungsgrundlage dient (VwV Schulsport Absatz 5).

Bei der Medikamentengabe bedarf es Aufklärung, Handlungssicherheit und einer rechtlichen Absicherung der Lehrkräfte.
Zur Unterstützung hat das SMK Hinweise zur Medikamentengabe und -überwachung an öffentlichen Schulen sowie Muster zur Vereinbarung und Dokumentation (Stand: 30. Juni 2024) entwickelt.

Ein Material, dass Handlungshinweise und rechtliche Grundlagen erläutert, kann zudem über den DGUV bezogen werden. 

Im Rahmen der prozessbegleitenden Diagnostik soll regelmäßig überprüft werden, welche Veränderungen und Erfolge der Förderung eingetreten sind und ob ggf. die Möglichkeit der Aufhebung des sonderpädagogischen Förderbedarfs besteht.

Die regelmäßige Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs setzt sich spätestens aller zwei Jahre im Rahmen der Klassenkonferenz mit der Frage auseinander, ob nach wie vor ein sonderpädagogischer Förderbedarf im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung besteht. Grundlage dieser Entscheidung und deren Dokumentation ist der Entwicklungsbericht (Formblatt F2). Für die Beschlüsse der Klassenkonferenz ist der MSD oder eine Lehrkraft der betreuenden Förderschule hinzuzuziehen. 

Die folgende Übersicht listet Methoden und Instrumente für die pädagogische und prozessbegleitende Diagnsotik auf, die aus Sicht der Praxis als zielführend angesehen werden.

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