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Prozessbegleitende Diagnostik

Um sonderpädagogische Förderbedarfe sowie deren Rahmenbedingungen (sächliche, personelle, organisatorische Rahmenbedingung, Form der Unterrichtung) regelmäßig evaluieren zu können, bedarf es einer prozessbegleitenden Diagnostik. Es geht hier um die Feststellung von qualitativen und/oder quantitativen Veränderungen, die Erfolgsmessung von Förderung, aber auch um die Überprüfung zur Aufhebung der Feststellung oder Fortschreibung von sonderpädagogischem Förderbedarf (vgl. Casale et al. 2015). Prozessbegleitende Diagnostik findet sowohl im inklusiven Setting als auch an Förderschulen statt. Voraussetzung sind solide Kompetenzen von Lehrkräften bezogen auf Wissen und Können in der Diagnostik, Methodik und der evaluativen Einzelfallforschung sowie auf (sonder-)pädagogisch-psychologisches Wissen (vgl. Schuppener & Schmalfuß 2023, S. 48). Prozessbegleitende Diagnostik ermittelt den aktuellen Entwicklungsstand, analysiert Entwicklungsverläufe der Schülerin und des Schülers und interpretiert die gewonnenen Daten hinsichtlich der Zielstellungen im Förderplan. Sie trägt damit essentiell zur Strukturierung und Orientierung bei und dient als Entscheidungshilfe für die Gestaltung weiterer unterrichtlicher Lehr- und Lernangebote (Kornmann 1985, S. 843). 
Die Ermittlung des Entwicklungsstandes umfasst vier Entwicklungsbereiche (vgl. § 14a Absatz 3 SOFS), die je nach diagnostischem Anlass fokussiert, aufgeschoben oder aber auch vernachlässigt werden können:

  1. Kognition (Denken, Gedächtnis, Wahrnehmung)
  2. Sprache und Kommunikation
  3. Emotionen und Sozialverhalten
  4. Körper und Motorik

Entwicklungsbereiche und deren Wechselwirkung mit Kontextfaktoren (Umweltfaktoren, personenbezogene Faktoren) stellen sozusagen das Grundgerüst (sonder-)pädagogischer Diagnostik dar. Die darin enthaltenen Teilbereiche sind der Ansatzpunkt für eine umfassende (sonder-)pädagogische Förderung. Zudem können Förderbedarfe und -maßnahmen für die im schulischen Kontext relevanten Bildungs- und Erziehungsziele (Lernstand in den zentralen Kompetenzbereichen) abgeleitet werden. 
Die Analyse von Prozessen der Entwicklung, des Lernens, der Erziehung und Bildung geht immer mit der Analyse einher, welche Bereiche unterstützend wirken und in welchen Bezugssystemen Ressourcen und Hilfen liegen, die für eine positive Entwicklung nutzbar gemacht werden können. Ein Unterstützungsinstrument für die regelmäßige Evaluation prozessbegleitender Diagnostik bietet die Applikation Pädagogische Entwicklungsbereiche
Methoden prozessbegleitender Diagnostik umfassen neben systematischen Beobachtungen vor allem auch prozessorientierte Verfahren, um die Veränderungen zu dokumentieren. Ausgewählte Instrumente prozessbegleitender Diagnostik für die einzelnen Förderschwerpunkte sind in den jeweiligen förderschwerpunktspezifischen Kapiteln aufgelistet. 

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